Komödie, Drama, Gitarre... Inferno!

harold und maude szenenfotoGleichzeitig im Publikum sitzen und dennoch auf der Bühne sein – was wie Magie klingt, ist im Theater durchaus möglich. Einen Gitarren-Auftritt von ganz anderer Art durfte ich am 25. Juli 2014 bei der Premiere von "Harold & Maude" im Turmtheater Regensburg erleben.

Noch beim Gedanken daran bekomm ich Gänsehaut. Nicht nur weil die Schauspieler ihr Bestes gaben, die Inszenierung von Minute zu Minute dichter und dramatischer wurde... Es war auch die Erstaufführung meines "Gitarren-Infernos", das Regisseur Tobias Ostermeier für die Schluss-Szene bei mir in Auftrag gegeben hatte. Was dabei herauskam, kann man eigentlich nicht beschreiben. Hier mein Versuch:

 

"Mach eine Gitarren-Sirene!"

"Eine E-Gitarrensirene, die in ein Industrial-Sound-Inferno mündet" – so hatte es sich Tobias gewünscht. Und genau das hat er bekommen: die Töne "a" und "e" und "a" und "e" und "a" und "e"... sie sägen sich gegen Ende der zweiten Hälfte förmlich in den Theatersaal. Kurz nachdem das Licht abdimmt, das Publikum mit schweigendem Fragezeichen da sitzt ("Ist das das Ende?") setzt sie ein, die erste von zahllosen Gitarren in dem fast 2-minütigen "Inferno-Song".

Und genauso, wie Stück für Stück eine Gitarrenstimme zur nächsten hinzukommt und die Atmosphäre verdichtet, verliert Hauptdarsteller Aaron Jungblut als ehemals lethargischer "Harold" die Fassung; Erst langsam, dann explosionsartig. Bis er schließlich gleichsam im Rhythmus der Musik seiner Wut und Hilflosigkeit freien Lauf lässt, völlig ausrastet!

 

"... der Rest ist Schweigen", oder?

Harold and maude soundtrack

In bedrückende Stille wird das Publikum in Ostermeiers Inszenierung gestürzt – jedoch nicht ohne dass zuvor beigemischte "Klinik-Geräusche" zu verschiedenen Feedbacks- und Gitarren-Obertönen für Endzeit-Stimmung sorgen.

Das Schweigen währt jedoch nur kurz. Ich persönlich hätte es zwar stehen lassen – aber die Inszenierung lädt "Harold" noch einmal auf die Bühne um als Reminiszenz und Rückführung jenes Lied zu singen, dass ihm seine "geliebte Maude" (gespielt von Inge Faes-Wagner) beigebracht hatte.

 

Ein tolles Theatererlebnis!

Bis Mitte September ist das Stück im Turmtheater Regensburg zu sehen.

 

Die Mitwirkenden bei "Harold & Maude" im Turmtheater:

Aaron Jungblut - Harold

Inge Faes-Wagner – Maude

Katrin Seidel und Andreas Hainzinger – sämtliche Nebenrollen

Regie: Tobias Ostermeier

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