Wies'-Olympia
Das Olympische Motto lautet: „Dabei sein ist alles!“. Und auch auf dem Münchner Oktoberfest ist „dabei sein“ für die meisten Besucher besonders wichtig. Gut, der eine mag wegen der Achterbahnen und Karussells kommen, ein anderer genießt das „München Flair“, nicht wenige kommen um zu arbeiten. Und alle eint der Gedanke, Teil des Ganzen zu sein.
9 Tage lang – vom 16. bis 24. September – bin auch ich Teil des größten Volksfestes der Welt, als Gitarrist für die Münchner Party-Band Blind Date im Festzelt Paulaner Winzerer-Fähndl. Und obwohl für mich mehr als „nur“ der olympische Gedanke zählt, wenn ich zum musizieren auf der Bühne stehe, fühle ich mich schon als „einer vom Team Oktoberfest 2017“. Einer von denen, die dabei sind, das Ganze zum einzigartigen Spektakel zu machen.
Offensichtliche Geheimsache
Doch bei einer Sache habe ich offenbar den Anschluss verpasst. Wenn es ums „dabei sein“ geht, ist eines nämlich ganz wichtig: das „geheime“ offensichtliche Insignium. Wie dem Schutzmann seine Diensthaube zum Beispiel, oder die „Krackleaderna Housn“ des amerikanischen Touristen. Grad so, wie die „g'standene Wiesn-Maid“ ihr Dirndl-Bandl-Schleiferl rechts oder links oder halt garnicht trägt, so haben auch jene ihr buntes Schleiferl, die auf der Wiesn arbeiten.
Wer täglich zur Wiesn in die Arbeit geht, darf nämlich ausnahmsweise einen Rucksack bei sich führen. Dieser wird am Eingang „Security checked“ und anschließend mit einem farbigen Papierstreifen markiert. Jeden Tag eine andere Farbe. Viele, ich glaube sogar die meisten, lassen ihr Banderl dran. Sammeln die Streifen, wie Athleten ihre Medaillen, und stellen sie nicht ohne Stolz zur schau.
Die Wies'-Olympischen Ringe
Mit gebührend verschwörerischer Heimlichkeit natürlich. So werden die Taschen und Rucksäcke verziert mit bunten Papierstreifen, die Tag für Tag ein bisschen mehr um Trageschlaufe oder Schulterriemen baumeln. Der Kenner sieht den „Wies'-Olympischen Ringen“ gleich an, wer schon ein, zwei oder viele Tage herkommt um dabei zu sein als Teil des Spektakels. Profis sagen dir auf den Kopf zu, wann Du gefehlt hast!
Solche Bändchen halten bei mir nicht lange vor. Während also die werten Kollegen schon nach wenigen Tagen ihr Sack und Pack fürstlich beringt in der Garderobe aufhängen, ziert meine Tasche ein lausiger Streifen des Tages und einer von gestern. „Noch nicht lang dabei...!?“, wurde ich heute sogar schon gefragt – „...doch schon“, irgendwie, aber „dabei sein“ ist eben manchmal anders.